Bayram (bosn. Bajram) – 09.09.2010
Nach dem Fastenmonat Ramadan vorbei ist, kommt der wichtigste Feiertag in der moslemischen Welt (zumindest wird dieser in Bosnien und Herzegowina so gefeiert): Bayram (bosn. ramazanski Bajram). Wie schon gesagt, wenn man eine „feiertägliche Parallele“ ziehen möchte dann ist Bayram wie Weihnachten in der christlichen Welt.
Die Feier dauert drei Tage. Am ersten Tag werden die Opas und Omas besucht. Am ersten Tag gleich zum Sonnenaufgang geht man in die Mosche zu dem Bayram-Gebet. In den Städten gehen die Leute nachher auf den ersten Kaffee, meistens in eine „Ćevabdžinica“ (ein Gasthaus wo ausschließlich Ćevapčići verkauft werden und wo meistens kein Alkohol verkauft wird). In den Dörfern geht man nach Hause und ab zu den Omas und Opas. Dort ist schon die ganze Familie versammelt und dann geht das Essen los.
Früher war es so, dass viele Gerichte nur an diesem Tag vorbereitet waren, wie zB. Baklava, Sogan Dolma, Sarma, usw. Heutzutage ist das nicht mehr der Fall, aber viele Essen schmecken am Bayram ganz anders. Vielleicht ist auch einer der Gründe weil man 30 Tage lang anders ißt – entweder ganz in der Früh wo man nicht noch richtig wach und hungrig ist, oder ganz am Abend wo der Hunger schon längst in eine andere Dimension gewandert ist. Auf jeden Fall sind diese Bayram Spezialitäten immer sehr, sehr lecker.
Es geht los mit „wässrigem“ Zeug. Pilav (hausgemachte Nudelsart), Bohnensuppe (nicht so „heavy“ und manchmal auch ohne Fleisch), Begova Čorba (mag ich ganz gern, es ist ein Eintopf mit leichterem Fleisch – Huhn oder Kalb – und Okra, was angeblich als Afrodisiakum wirkt) oder Bosanski lonac („Bosnischer Topf“ – eine Mischung von Rind-, Kalb- und Lammfleisch und viel Gemüse gereiht in – wie ein Freund von mir einmal gesagt hat – Blumentopf.
Danach folgt fast immer Börek (bosn. Burek) – Fleischstrudel mit geschnittenem oder faschiertem Fleisch (geschnitten ist mir lieber). Burek ist eine der „Pita“-Arten. Es gibt noch Sirnica (Käsestrudel), Krompiruša (Kartoffelstrudel, ist besonders im Wintermonaten beliebt wo man dazu eine Sauerkrautsalat bekommt, mmmmm), Bundevara (Zucchinistrudel), Zeljanica (Krautstrudel), Maslanica (Da wird keine Strudel gemacht sondern Teigschichten werden aufeinander gelegt und dazwische mit reichlich Sauerrahm gegossen. Übrigens, so kann man auch den Börek machen, dann heißt es „polagani Burek“).
Wenn noch Platz im Magen ist, kann man es mit Sarma oder Sogan Dolma versuchen.
Letztendlich kommen die Süßigkeiten dran. Baklava ist gesetzt. Was noch dazu kommt sind Hurmašice (eine Süßteig Mischung mit Wahlnüssen), Sutlijaš (bei der Firma Müller bekannt als Milchreis) und in unserem Region ganz spezielle Milchvorbereitung: Pršulja. Das ist wieder ein „Blumentopf“, voll von Milch und Reis (manchmal auch Nudeln), gesüßt oder auch nicht und letztendlich mit Maisbrot verfeinert.
Als Getränk wird nur Šerbe (Fruchtsirup verdünnt mit Wasser) oder gar nur Wasser serviert. Nach dem ganzen Essen, dann wird ein türkischer Kaffee gemacht, damit die Leute nicht gleich einschlafen.
Am zweiten Tag besucht man dann die restliche Familie, Nachbarn und Freunde. Am zweiten Tag ist auch der Tag der Toten. Man besucht die Friedhofe, repariert die Gräber der verstorbenen Familienmitglieder und betet für sie.
Bei uns gibt es auch noch was spezielles am dritten Tag. Da gehen die Nachbarn zB. unsere ganze Straße vom Haus zu Haus. Überall wird gegessen und Kaffee getrunken. Und dann zieht man zum nächsten Haus weiter. Es ist eine ganz seltene Sitte und wird nicht überall so gemacht.
In letzter Zeit neigt der Trend dazu, dass gleich am ersten Tag alle Dämme brechen und alle besaufen sich bis zum Umfallen. Es werden Turbo-Folk Konzert organisiert. Es passieren viele Verkehrsunfälle (man hat ja den ganzen Monat nichts getrunken und dann schnell ein paar Bier oder sonst was und da steigen Testosterone bis zum Himmel), es kommt zu Schlägereien und dass ist was mir in den letzten Jahren gar nicht gefällt, aber das ist Bosnien.