Ramadan in Bosnien
Wie bekannt gehört ein Teil der bosnischen Bevölkerung zum Islam. Generell ist Islam in Bosnien und Herzegowina nicht so „streng“ wie in zB. arabischen Welt. Es gibt sehr viele Leute die zB. am Mittwoch noch mit Freunden eine Party feiern und dabei Unmengen an Alkohol konsumieren und am Freitag sind sie beim Freitagsgebet (Džuma) in der Mosche dabei. Das ein typisches Beispiel wie Islam hier ausgelegt wird, je nach dem wie es einem passt.
Der heilige Monat Ramadan (bosnisch: Ramazan) ist eine Ausnahme. Da halten sich sehr viele daran kein Alkohol zu nehmen oder wenn sie es tun, dann heimlich, aber in letzter Zeit sind es immer weniger Leute die es machen.
Ramadan ist in der moslemischen Welt ein Fastenmonat. Fasten erstreckt sich aber aufs Essen, Trinken, Rauchen, Geschlechtsverkehr, … Jede mögliche Art des Genuss ist von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang verboten. Ramadan ist ein Monat wo man Selbstdiziplin und Selbstbeherrschung „traniert“. Ich habe es als Teenager regelmäßig gemacht, aber mit der Zeit haben sich meine Ansichten etwas geändert so faste ich nicht mehr in diesem Sinne. Es ist eigentlich viel leichter als man es denkt.
Ein gewöhnlicher Fastentag schaut ungefähr so aus:
– vor dem Sonnenaufgang wird noch gegessen und getrunken. In den Sommermonaten (das moslemische Jahr wird immer um 10 Tage nach hinten verschoben, so wenn heuer Ramadan am 11.08. angefangen hat, nächstes Jahr fängt es am 01.08. an, usw) geht die Sonne so zwischen 4 und 5 Uhr auf, dh. bis zu dieser Zeit muss man noch was essen und reichlich trinken. Viele Leute in Bosnien sind Kaffee-abhängig so wird auf jeden Fall auch noch ein Kaffee getrunken und mit einem Glas Wasser fängt das Fasten an
– zwischen 19 und 20 Uhr am Abend ist die Fastenzeit vorbei und meistens endet diese so wie es angefangen hat – mit einem Glas Wasser. Die Raucher haben inzwischen 3-4 Zigaretten vorbereitet, die sie eine nach der anderen im Rauch verschlucken. In manchen Häusern hat Kaffee wieder Vorrang, aber meistens wird zuerst gegessen. Im Ramadan wird sehr viel nach der Tradition gekocht. Die Bäcker haben auch eine spezielle Brotart (Ramazanije) die man nur im Ramadan kaufen kann. Diese Zeit wo man essen darf heisst Iftar.
– Leute die noch regelmäßig beten, gehen nach dem Kaffee in die Mosche zum Abendsgebet (bos. Jacija). Das ist überhaupt das längste Gebet und tut eigentlich ganz gut weil man zum Iftar so viel gegessen hat und jetzt ein bißchen Bewegung gar nicht schaden kann.
Die 27. Nacht ist nach dem Glauben eine besonders gesegnete Nacht (nach moslemischen Glauben steigen in dieser Nacht die Engeln von Himmel auf die Erde und bestimmen wer die nächste 27. Nacht nicht mehr auf dieser Welt erleben wird) und viele hard-core „Nicht-Faster“ fasten an diesem Tag.
Nach 30 Tagen ist Ramadan vorbei und dann kommt Bayram. Das ist ein Feiertag in der Größe und Bedeutung ähnlich wie Weihnachten in der christlichen Welt. Familien, Verwandte, Freunde, Nachbarn alle besuchen sich. Es werden auch Friedhofe besucht als Andenken an verstorbene Familienmitglieder. Es wird aber auch sehr viel gegessen – Baklava, Sarma, Sogan Dolma, usw..
Was in letzter zeit etwas von der Tradition und überhaupt vom guten Geschmack abgekommen ist, sind die Bayram Parties, Konzerte und ähnliche Veranstaltungen wo Alkohol in Strömen fliesst und Leute trinken die mir noch vor 10 Tagen (während Ramadan) eine prädigt gehalten haben wieso ich nicht faste, was ich für ein Moslem bin und Ähnliches. Wie ich schon am Anfang gesagt habe, gibt es in Bosnien keine universelle Regeln, wenn man um Islam spricht, sondern je nach der Situation und Person werden gleiche Dinge anders interpretiert.