8. März – Tag der Frauen
Als ich irgendwann in den 90er nach Wien kam, wunderte ich mich, dass am nächsten 8. März nichts passierte. Man sprach von Clara Zetkin, von dem Kampf für die Gleichstellung der Frauen mit den Männern, aber von der „üblichen“ 8.März-Stimmung, die ich in ex-Jugoslawien kannte, passierte nichts.
Bei uns in Bosnien ist 8. März gleich wie Muttertag in Österreich. Es werden Geschenke für ALLE Frauen gekauft. Man kauft alles Mögliche. Blumen (meistens eine Nelke oder eine Rose), Schmuck, Schuhe, Blusen, usw. (ich habe spasshalber heuer meiner Mutter 4 Lotterie Tickets gekauft) und so druckt man die Liebe aus. An diesem einen Tag schämen sich die Männer nicht, die Blumen durch die Stadt zu tragen.
Am 8. März werden überall große Parties organisiert. Meistens nur für Frauen und meistens mit ganz bekannten Namen aus dem Volksmusikgeschäft. Die Frauen drehen da durch, besaufen sich, tanzen die ganze Nacht durch, lassen alle Bremsen los und am nächsten Tag schlupfen sie noch in der Kater-Stimmung in die übliche Rolle der Mutter/Putzfrau/Sklavin für den Ehemann und die Kinder im Haus.
Was mich am „Tag der Frauen“ in Bosnien nervt ist, dass es die Frauen auch so akzeptieren. Unsere patriarchalische Gesellschaft schikaniert sie 364 Tage (na ja, ein paar Feiertage wo sich Frauen locker fühlen kommen noch dazu), macht aus denen Küchensklaven („der Platz einer Frau ist direkt am Herd“), misshandelt sie in jeder Hinsicht und dann schenkt ihnen diesen einen Tag und es soll alles in Ordnung sein.
Ich habe noch vor 2-3 Jahren in meinem bosnischen Blog eine Fotostrecke über den 8. März geschrieben. Kampf der Frauen für die Gleichstellung in Bosnien passiert auf eine seltsame Weise – Bilder sagen mehr als 1000 Wörter.